Krankheitsgewinn

Seit ich denken kann, war ich eigentlich nie so richtig gesund, schon immer viele Infekte, Allergien, eher schwächliche Konstitution.

Als meine Eltern krank wurden und dann starben, verstärkte sich das noch einmal massiv und ich entwickelte viele Symptome, chronische Symptome, von Magenschmerzen, Übelkeit, Rückenschmerzen bis hin zu rätselhaften Geschichten wie Schmerzen im Bein, in den Armen und Zähnen.

Ich bin überzeugt, dass Beschwerden nicht einfach so, nach dem Zufallsprinzip, zu uns kommen, sondern dass sie immer etwas mit uns zu tun haben.

Nun war es aber so, dass ich mir schon viele Gedanken dazu gemacht hatte, viele Ärzte konsultiert, war bei Osteopathen, Heilern, bei Therapeuten aller Art gewesen, hatte meine Ernährung umstellte und lebte gesund, es aber insgesamt nicht besser wurde, ganz im Gegenteil.

Und gestern dann: die Erkenntnis!

Wenn du gesund sein willst, kannst du nicht gleichzeitig krank sein. Du musst dich entscheiden.

Für Gesundheit entscheiden

Ich hatte mich bisher nicht für meine Gesundheit entschieden. Warum sollte ich auch? Meine Krankheiten stellten ja auch einen Gewinn für mich dar. Meinen Krankheitsgewinn.

Bevor du nun vielleicht entrüstet einwendest: wer bitteschön wünscht sich seine Krankheit schon oder sieht in ihr einen Gewinn? bitte ich dich: lass dich für einen Moment mal darauf ein und bewerte jetzt einfach mal nicht.

Frage dich: hast du schon einmal einen Vorteil aus deinem Kranksein gezogen oder tust du es gerade?

Ich kann dir hier von mir erzählen.

Als ich ein Kind war, bekam ich immer dann, wenn ich krank war, eine besonders liebevolle Zuwendung meiner Mutter, die ich ansonsten im Alltag so nicht bekam. Ich lernte also: wenn ich krank bin, kümmert sich jemand ganz liebevoll um mich.

Als ich dann älter wurde, war es oft eine Krankheit, ein Infekt, der mir, wenn mir in der Schule / in der Uni / im Job alles zu viel wurde, wenn ich nervlich überreizte, eine Pause und Ruhe verschaffte.

Du siehst, immer liegt dem Krankheitsgewinn ein tieferes Bedürfnis, das wir sonst nicht leben, zugrunde.

Im Umkehrschluss bedeutet das: wenn du dein Bedürfnis in ein gesundes Leben transportierst, dort integrierst, entziehst du deinem System den Grund, zukünftig deswegen krank zu werden.

Vielleicht war das jetzt alles etwas zu abstrakt für dich und du fragst dich: wie kann ich das nun umsetzen, wie soll ich vorgehen?

Wie ich meinen Krankheitsgewinn loslasse

Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift oder schreibe am PC, ganz, wie du magst.

  1. Frage dich: ziehst du einen Vorteil (oder mehrere) aus deiner Krankheit?

Wenn ja, welcher ist/ welche sind das?

Lasse einiges an Platz zwischen den Vorteilen.

Tipp: Bewerte nicht! Schreibe einfach die Vorteile, ohne nachzudenken, herunter

  1. Frage dich (und fühle nach): bist du wirklich bereit, die Krankheit und all ihre damit verbundenen Vorteile loszulassen?

Wenn ja: entscheide dich bewusst für deine Gesundheit!

Tipp: Sprich es laut aus: Ich entscheide mich für meine Gesundheit. Deine Zellen, dein System hört mit und es ist viel wirkungsvoller, wenn du es laut aussprichst, als wenn du es nur denkst

  1. Sieh dir nun deine Krankheitsvorteile an – welches Bedürfnis steht hinter jedem einzelnen? Schreibe jedes Bedürfnis hinter den jeweiligen Vorteil.

Das kann z.B. so aussehen:

Mein Krankheitsgewinn: die Krankheit schenkte mir in/ nach Zeiten der Überforderung und nervlicher Überreizung eine Pause

Meine Bedürfnisse:

  • Bedürfnis nach Ruhe nach anstrengenden Phasen mit vielen Reizen
  • Bedürfnis, Überforderung zu vermeiden
  1. Frage dich nun: wie kann ich dieses Bedürfnis in meinem Alltag ab jetzt umsetzen?

An meinem Beispiel:

  • Ich vermeide ab jetzt Überforderung, indem ich bereits während einer Reizphase (z.B. Termin) ein paar Sekunden in meinen Körper hineinhorche und darauf achte: fühle ich mich noch gut? Verspanne ich mich? Werde ich müde? Dann mache ich ggf. eine Pause, gehe kurz hinaus oder beende bzw. vertage den Termin
  • ich plane ab jetzt immer bewusst nach Terminen oder Phasen, die mich fordern, Zeit für mich ein, in der ich komplett runterfahren kann. Je länger die Phase gedauert hat, desto länger berechne ich die Regenerationszeit (die zwischen Stunden bis zu Wochen dauern kann) und blocke sie in meinem Kalender. In der Regenerationszeit sind Handy, PC, Fernseher tabu – Sport, in der Natur sein, Schlafen wünschenswert.

Tipp: versuche die Umsetzung so detailliert wie möglich zu beschreiben. Je konkreter du es machst, desto eher wirst du es umsetzen

  1. Lass deine Liste nun ein wenig nachwirken und ergänze sie ggf. in den nächsten Tagen, wenn dir noch etwas einfallen sollte
  2. Halte dich an deine Vorsätze: achte auf dich so, wie du auf deinen besten Freund, auf dein Kind achten würdest!

Wirkliche Veränderung braucht einen Mix aus Geistigem (Erkenntnis, Entscheidung) und der Umsetzung im Alltag

Meine Liste war übrigens noch um einiges länger als die zwei oben genannten Punkte 🙂 Irgendwie habe ich mich deswegen geschämt und irgendwie war ich erleichtert, dass ich so viel Schmodder aufs Blatt bringen und dann loslassen konnte. Es ist so wichtig, sich – und andere – deswegen nicht zu verurteilen. Wir sind alle Menschen und wir versuchen unser Bestes. Wir wussten es eben bisher nicht besser.

 

Mit meinem Angehörigen über seinen Krankheitsgewinn sprechen

Vielleicht denkst du, wenn du das alles hier liest, gar nicht so sehr an dich, sondern an einen Angehörigen, der schwer erkrankt ist. Und du fragst dich: zieht er einen Gewinn aus seiner Krankheit? Sollst du ihn darauf ansprechen?

Einen Schwerkranken mit seinem (möglichen) Krankheitsgewinn zu konfrontieren, kann dieser als Vorwurf auffassen und das kann folgende Gefühle in ihm auslösen:

Die anderen denken: ich bin schuld an meiner Krankheit / Ich mache es mir gemütlich in meiner Krankheit / ich bin zu schwach / faul usw.

 

Spüre mal in dich, ob folgendes Vorgehen stattdessen etwas für dich wäre?

Beginne das Gespräch nicht damit, zu fragen: welchen Vorteil ziehst du aus deiner Krankheit?

Sondern: welche Bedürfnisse kommen zu kurz bei dir, was brauchst du, was wünschst du dir? Denn darum geht es ja im Kern. Diese Fragen werden nicht als Vorwurf missverstanden werden sondern zeugen von tiefem, echtem Interesse.

 

Bei meinen Eltern habe ich das damals übrigens komplett anders gemacht.

Ich habe auf sie eingeredet, versucht, sie zu überreden, sich in ihrer Krankheit so zu verhalten, wie ich es richtig fand. Hatte versucht, sie in Spur zu bringen, zum Überleben zu zwingen.

 

Verurteile ich mich heute dafür?

Nein, es war aus Liebe.

Und – ich wusste es nicht besser.

 

Heute weiß ich:

Alles ist ok.

Jeder Weg ist gleichwertig.

 

Es ist ok, die Krankheit (noch) nicht loszulassen.

Es ist ok, den Tod als großen Notausstieg zu wählen.

Jeder ist auf seinem Weg und jeder hat sein eigenes Tempo, seine eigene Wahrheit.

 

Für jeden Menschen gibt es einen individuellen Zeitpunkt, etwas zu tun – oder etwas zu lassen.

Vielleicht ist jetzt für dich der Zeitpunkt gekommen, deinen Krankheitsgewinn (wenn du denn einen hast) loszulassen und dich für deine Gesundheit zu entscheiden.

Dann kann das für dich ein sehr wichtiges Puzzleteil auf dem Weg in ein gesundes und glückliches Leben darstellen – bei mir hat es eine große Blockade gelöst und mir viele Dinge über mich klargemacht.

 

Schreib mir gerne deine Erfahrungen – unten als Kommentar oder auch per Mail, falls zu persönlich.

 

Von Herzen das Beste für dich.

Karen

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